Runder Tisch von Zukunftsfähiges Bonn im Juni
Platz für zahlreiche Arten im Garten?
Diethelm Schneider vom Ökologie Forum vermittelte beim Runden Tisch des Vereins Zukunftsfähiges Bonn im Juni Grundwissen über Artenvielfalt, zeigte die Hauptursache für das Artensterben auf und gab allgemeine Tipps für artenreiche Gärten.
Barbara Kloep
Bedeutung der Konkurrenz von Pflanzen und von Insekten für die Artenvielfalt
Pflanzen stehen untereinander in Konkurrenz und sind unterschiedlich wuchskräftig. Bei stickstoffreichem Boden setzen sich die wuchskräftigsten Arten durch und verdrängen die anderen. Auf stickstoffarmen Flächen hingegen haben sonderangepasste Pflanzen eine Chance. Hierdurch entsteht größerer Artenreichtum. Diesen kann man schnell dadurch zerstören, dass man Stickstoff zuführt!
Wiesen, die man wuchern lässt, werden beispielsweise überwachsen mit Brombeeren und Gebüschen. Durch regelmäßiges Mähen kann man hier eine stärkere Artenvielfalt erzielen.
Pflanzen werden durch spezielle Fressfeinde reguliert, das sind Insekten, die oder deren Larven an bestimmten Pflanzen fressen. Bei uns sind etwa 3.000 Pflanzenarten bekannt, 6.000 Käferarten, 1.500 Großschmetterlinge. Die Tiere beeinflussen durch ihr Fressverhalten das Wachstum der Pflanzen. Augenfalterraupen fressen beispielsweise an Gräsern und setzen damit die Konkurrenzkraft dieser Gräser herab.
Wenn man nun heimische Pflanzen in fremden Gebieten - insbesondere anderen Kontinenten - ansiedelt, ziehen die Fressfeinde nicht mit. Sollten die Arten sich in dem fremden Gebiet etablieren, können sie invasiv werden – das bedeutet, sie wachsen unkontrolliert und verdrängen alles andere.
Insekten sind auch als Bestäuber für die Pflanzen wichtig. Die Insektenarten regulieren sich selbst untereinander. Beispielsweise jagt der Bienenwolf Honigbienen, was dem Honigbienenstock nicht schadet, aber für Wildbienen von Vorteil ist, da die Zahl der Honigbienen an den Blüten reduziert wird und das vorhandene Angebot für mehr Arten reicht. Gibt es diese Regulationsmechanismen nicht, gibt es auch keine Artenvielfalt mehr.
Hauptproblem „industrielle Landwirtschaft“ und Lösungen
Hauptursache für das Artensterben ist die industrielle Landwirtschaft mit ihren großen Ackerflächen, der Saatguttrennung, der Eliminierung von Ackerunkräutern, den fehlenden Feldrändern, Hecken und Blütenflächen. Insekten und Vögel haben keine Brut- und Futtermöglichkeiten. Wenn nichts mehr blüht, können nützliche Insekten keinen Nektar mehr saugen. Schädlinge wie Läuse finden hingegen in Monokulturen ein Eldorado. Weil nützliche Insekten - sprich Nützlinge - nicht mehr da sind, nehmen die Schädlinge überhand. Durch den Einsatz von Pestiziden werden erst einmal alle Insekten geschädigt, Schädlinge werden nach wenigen Generationen resistent. Die natürliche Regulierung fällt aus – die Artenvielfalt ist weg. Der Klimawandel trägt laut Diethelm Schneider weniger zum Artensterben bei als die industrielle Landwirtschaft.
Bio-Anbau hingegen, auch im Garten, nutzt die Dienstleistungen der Nützlinge durch Blütenangebot und Strukturvielfalt. Außerdem empfiehlt sich eine Mischnutzung mit Gemüse, Obst, Kräutern und Zierpflanzen. Im eigenen Garten lassen sich regelrechte Biotope verwirklichen, mit denen die Artenvielfalt gefördert werden kann. Dabei sollte man die vorhandenen Böden gemäß ihrer Qualität nutzen. Wichtig ist die Sicherstellung eines ganzjährigen Blütenangebotes sowie ein entsprechendes Angebot an Strukturen, wo Nützlinge nisten können, wie beispielsweise Nisthilfen, Totholz, Sandflächen.
Detailliertere Informationen gibt Diethelm Schneider unter info@oekologie-forum.de